Was ist Zen?

Zen ist eine gegenstandsfreie Form der Meditation, die sich aus dem Buddhismus entwickelt hat, aber nicht an eine bestimmte Religion gebunden ist. Durch die Übung des Loslassens aller Gedanken und Vorstellungen beim aufrechten Sitzen in der Stille (Zazen) wird ein Sich-Einlassen in das Wahre Selbst angestrebt, aus dem auch der Alltag erlebt und gestaltet werden kann.

Hier finden Sie alles zum Zen auf dem Sonnenhof:
Was ist Zazen?
Zazen unterscheidet sich insofern von anderen Praktiken, als es ohne Umschweife vorgeht. Man setzt sich und beginnt zu erforschen, was oder wer man ist. Das geht nicht, ohne aufmerksam nach innen zu schauen, in den eigenen Geist.
Dies ist meistens ein langer, manchmal auch mühsamer Weg, der sich jedoch lohnt.
Zazen ist eine Lebenspraxis und führt letztendlich zur Befreiung. Was Befreiung ist, kann mit Worten nicht ausgedrückt werden, sondern muss erfahren werden.
Was ist eine Zen-Einführung?

Zen ist die gelebte Kultur eines achtsamen und mitfühlenden Lebens.
Diese Wochenenden ermöglichen eine intensive praktische und theoretische Hinführung zu den Übungsformen des Zen.
An diesen Tagen lernen Sie die wesentlichen Elemente der Zenpraxis kennen.
Herzstück ist das gemeinsame Sitzen (Zazen) und Gehen (Kinhin) in der Stille.
Ebenso erhalten Sie Anleitungen, wie Sie die Zenpraxis im Alltag fortführen können.
Was ist ein Zazenkai?

Dies sind Übungswochenenden, um sich nach einer Einführung noch mehr auf Zen einzulassen. Es wird erwartet, sich auf intensives Üben im Schweigen einzulassen. Es ist jedoch möglich, später anzureisen oder früher abzufahren. Diese Wochenenden sind nicht an einen Lehrer gebunden; eine Einführung in Zen setzen wir jedoch voraus.
Was ist ein Sesshin?
Ein Sesshin ist ein intensives Zazen-Training, das über mehrere Tage in absolutem Schweigen unter der Leitung einer autorisierten Zen-Lehrerin oder eines autorisierten Zen-Lehrers stattfindet. Der Tagesablauf ist streng geregelt.
Alle Teilnehmenden müssen einen Einführungskurs besucht haben.

Es wird eine komplette Teilnahme am Kurs vorausgesetzt - keine spätere Anreise oder frühere Abreise - um den ungestörten Ablauf des Kurses für alle Kursteilnehmenden zu gewährleisten.

Wer bei einer anderen Zen-Lehrerin oder Zenlehrer als Schülerin oder Schüler angenommen ist, kann das Sesshin nur nach Absprache mit der eigenen Lehrerin oder dem eigenen Lehrer besuchen.
Die Zenlinie Leere Wolke Willigis Jäger
Die von dem Zen-Meister und Benediktiner-Pater Willigis Jäger (+ 21.03.2020) 2009 gegründete Zen-Linie „Leere Wolke“ hat zwei Wurzeln.
 
Die japanische Wurzel entstammt der Zen-Linie Sanbo-Zen International, die sich wiederum als eine Reformbewegung des japanischen Zen versteht und die beiden noch bestehenden Hauptrichtungen Soto und Rinzai integriert. Von dem chinesischen Chan-Meister Jing-Hui (1933-2013) wurde Willigis in der Linchi-Linie (chinesisch für Rinzai) bestätigt. Linchi (gest. 866) war einer der bedeutendsten chinesischen Chan-Meister. So fließen Bestandteile aller Traditionen, wie zum Beispiel die Koan-Schulung in die Praxis der Linie ein.
 
Der Zen-Meister Willigis Jäger, seine Nachfolgerinnen und Nachfolger und die Zenlehrerinnen und Zenlehrer, hatten und haben den Auftrag, Zen in das aktuelle westliche Umfeld zu inkulturieren und nach zeitgenössischen und für uns adäquaten Ausdrucksformen zu suchen.
 
Dazu gehören insbesondere
  • die Gleichberechtigung der Geschlechter,
  • der Status aller Lehrerinnnen und Lehrer, Meisterinnen und Meister als Laien, also der Verzicht auf jegliche Form von Ordination und Weihen inklusive deren äußeren Insignien,
  • die religionsübergreifende Ausrichtung, in der Zen-Linie Leere Wolke kann Zen unabhängig von Religionszugehörigkeit geübt werden
  • die konsequente Einbeziehung des Alltags als Übungsfeld und
  • die konstruktive Zusammenarbeit mit den modernen Wissenschaften.
Die Sanbô-Zen Schule

In der Zen-Praxis folgen wir überwiegend der japanischen Sanbô-Zen Linie, eine relativ junge Zen-Richtung, die im vergangenen Jahrhundert in Japan entstanden ist. Das Wort bedeutet "Vereinigung der Drei Schätze", womit Buddha, Dharma und Sangha gemeint sind. Die Sanbô-Zen-Schule vereinigt die wichtigsten Elemente der beiden traditionellen Zen-Richtungen, der Sôtô- und der Rinzai-Schule.
Begründet wurde diese Linie von Harada Dai-un Rôshi (1870 - 1961) und seinem Nachfolger Yasutani Haku-un Roshi (1885 - 1973). Unter Yasutani wurde die Sanbô-Zen-Schule 1954 vom japanischen Staat als eigenständige Zen-Schule und religiöse Organisation anerkannt. Von ihm wurde Yamada Kô-un Roshi (1907 - 1989) als Nachfolger eingesetzt. Sein auf privatem Grund errichtetes Zendo in Kamakura (südlich von Tokio) wurde zum Anziehungspunkt für viele Westler. Sein Nachfolger war Kubota Ji’un Rôshi. Der jetzige Abt ist Yamada Masamichi Ryô-un Rôshi.  Eine weitere Zen-Meisterin der Sanbô-Zen Schule ist Gundula Meyer, Zui-un Rôshi. Sie betreibt das Ohof Zendo in Norddeutschland. 

Die wichtigsten Merkmale der Sanbô-Zen Schule
  • Das ausdauernde Sitzen (Zazen zur Wand gekehrt) wie in der Sôtô-Schule, doch mit konsequentem Schweigen, was in der Sôto-Schule nicht mehr überall gepflegt wird
  • Die Koan-Arbeit (beginnend meist mit dem Koan MU) wie in der Rinzai-Schule
  • Die Unabhängigkeit von Klöstern, Tempelorganisationen und klösterlichen Gebräuchen (keine Mönchsordinationen, keine Pflicht zu Mönchsgewändern usw.)
  • Leitung nicht durch Mönche/Priester, sondern durch Laien
  • Volle Freiheit im Bezug auf die Konfessions- und Religionszugehörigkeit
  • Weitere Informationen zur Sanbô-Zen Schule
Die Geschichte der Sanbô-Zen Schule

Sanbō (Drei Schätze) Zen ist eine unabhängige Laien-Linie des Zen-Buddhismus, die in ihrer Lehre und Übung Elemente der CaodongTradition und der Linji-Tradition verbindet. Die Aufgabe dieser Zenlinie ist auf ihrer Webseite (www.sanbo-zen.org) vom zweiten Abt Yamada Kō’un Roshi (1907-1989) folgendermaßen beschrieben:
„Die grundlegende Position des Sanbō-Zen ist es, durch das Dharma-Tor von Dōgen Zenji am Ursprung des Buddhismus zu stehen.“
Yamada erklärt, dass mit „Ursprung des Buddhismus“ Shakyamuni Buddha und seine große Erleuchtungserfahrung gemeint ist, und fährt dann fort:
„Die Aufgabe unserer Zen-Übung ist es, mittels richtigen Zazens den Fußstapfen Shakyamunis zu folgen und zur Erfahrung unserer wahren Natur, die unbegrenzt und vollkommen ist, zu gelangen; weiterhin ist es unser Ziel, das Haften an der Erleuchtung selbst zu überwinden und uns im fortlaufenden Bestreben stets darum zu bemühen, das wahre Selbst in unserer individuellen Persönlichkeit und im täglichen Leben zu verwirklichen. Dies ist, was mit „Dharma-Tor von Dôgen Zenji“ gemeint ist.
Durch wahrhaftiges Zazen können wir den wahren und endgültigen Frieden erlangen. Aus der Erfahrung dessen wiederum entsteht wie von selbst der tief greifende Bodhisattva-Wunsch, die daraus entspringende Freude mit allen anderen Lebewesen zu teilen, während wir dadurch unaufhörlich an dem großen Läuterungswerk der Welt und des ganzen Universums mitarbeiten. Im Weg des Zen, wie er durch die Buddhas und ihre Nachfolger und Nachfolgerinnen in der Vergangenheit weitergegeben wurde, ist eine Methode entstanden, dieses große Ziel in einer traditionellen konkreten und einmaligen Weise zu verwirklichen, nämlich das Zazen. Von daher ist es das höchste Ziel des Sanbō-Zen, durch das Zazen einen Beitrag zur stetigen Verwirklichung des andauernden und wahrhaftigen Friedens unter allen Menschen zu leisten.“
Sanbō-Zen versteht sich als direkt und nicht über die Sōtō-(Caodong)-Schule in Japan mit Dōgen Zenji verbunden. Um zu verstehen, wie es dazu kam, sollten wir zuerst einen Blick auf Dōgens eigenes Üben, seine Ausbildung und seine Lehrtätigkeit werfen und dann etwas über die Gründer des Sanbō Zen erfahren.
Dōgen Zenji ist bekannt für seine Förderung von Shikantaza, oder „Nur-Sitzen“, und für seine Aussage, dass „Übung Erleuchtung ist; und Erleuchtung Übung“. Und doch verstellt dieser bekannte Satz aus Dōgen Zenjis Lehren möglicherweise den Blick auf eine andere Seite seiner Ausbildung und Übung, die auch in beträchtlichem Umfang in seinen Schriften auftaucht – nämlich, dass er eingehend in „kanna Zen“ oder Koan Zen geschult war, was üblicherweise eher mit dem Rinzai-(Linji)-Haus des Zen in Verbindung gebracht wird.
Dōgen Zenjis Studium des Buddhismus begann auf dem Berg Hi’ei in Japan, wo er als Junge von Tendai-Meistern ausgebildet wurde. Er nahm dann die Übung des Rinzai-Zen im Kloster Tenninji in Kyoto unter Eisai Zenji (1141-1215) auf, der in China gelernt hatte. Eisai starb ein Jahr, nachdem Dōgen ihn getroffen hatte, und Dōgen setzte seine Übung einige Jahre lang mit Myozen (1184-1225), einem von Eisais Nachfolgern, fort, bevor er mit ihm im Jahr 1223 nach China reiste. Dōgen besuchte auf seiner Pilgerreise in China zahlreiche Tempel, und bei seinem zweiten Besuch des Tiantong Tempels im Jahr 1225 traf er schließlich Tiantong Rujing Zenji (1163-1228) und erfuhr, während er unter seiner Anleitung übte, seine große Erleuchtung, das „Abfallen von Körper und Geist“.
Als Dōgen 1227 nach Japan zurückkehrte, lebte er zunächst wieder im Rinzai-Kloster Tenninji, verließ es jedoch nach drei Jahren, enttäuscht darüber, wie sehr sich die Ausbildung dort in Myozens Abwesenheit verschlechtert hatte. In den nächsten drei Jahren lebte Dōgen allein in einem Vorort von Kyoto und setzte seine Arbeit an seinen ersten Lehrschriften über die Zen-Übung fort, die er schon im Tenninji begonnen hatte. Dann, im Jahr 1233, gründete er seine eigene Übungshalle, den Kōshō-Tempel in der Nähe von Uji, Kyoto. Hier wohnte er zehn Jahre lang und befasste sich ernsthaft mit der Anleitung von Mönchen und Laien. In Anbetracht der frühen Jahre seiner Ausbildung verwundert es nicht, dass Dōgens Schriften zahlreiche Verweise auf Koans enthalten, und dass er selbst ein Buch mit 300 traditionellen Koans zusammenstellte.
Obwohl Dōgen als Gründer des Sōtō-Zen in Japan gilt, kann man auch sagen, dass er, was die Zen-Ausbildung betrifft, Herangehensweisen von Rinzai und Sōtō-Zen in sich vereint. Aber auch das ist vielleicht irreführend, da nach Dōgens eigener Aussage jedes einzelne der „fünf Häuser“ des Zen trotz ihrer Unterschiede das vollständige „Herz-Siegel des Buddha-Geistes“ trägt. Die Teilung des Zen in getrennte Häuser erfolgte, als sich unter den Zen-Lehrern und ihren Anhängern unterschiedliche Ansichten und Schwerpunkte entwickelten, aber in gewisser Hinsicht gibt es nur ein Dharma, und alle Häuser drücken es aus und erhalten es.
In der Tat findet sich der gegenseitige Einfluss der Lehren von Sōtō und Rinzai auf Angehörige beider Traditionen immer wieder in der Geschichte des Zen.
Diese Einflüsse zeigen einen tiefen gegenseitigen Respekt und tiefes Vertrauen zwischen den Sōtō und Rinzai-Traditionen der damaligen Zeit. Wenn wir Sanbō Zen im zwanzigsten Jahrhundert betrachten, finden wir diesen gegenseitigen Respekt wieder. Man könnte sagen, Sanbō Zen existiert als Inbegriff der Unteilbarkeit dieser zwei unterschiedlichen Methoden und „Häuser“ des Zen, gerade so wie auch Dōgen selbst.
Yasutani Haku’un (1885-1973) ist der offizielle Gründer des Sanbō Zen, einer unabhängigen Zen-Linie, früher Sanbō Kyodan genannt, und oft als „Harada-Yasutani-Schule“ bezeichnet, weil sie auf der Lehre und Übung basiert, die Yasutani von seinem Meister, Harada Dai’un Sogaku Roshi (1871-1961) erhielt. Sowohl Harada als auch Yasutani waren Sōtō-Mönche.
Harada Dai’un Roshi trat mit sieben Jahren ins Kloster ein und suchte in seiner langen Laufbahn als Mönch Anleitung bei verschiedenen Sōtō- und Rinzai-Meistern. Der Sōtō-Meister Harada Sodō Kakushin ernannte ihn zum Dharma-Erben, und schließlich wurde er Schüler des Rinzai-Meisters Kōgenshitsu Toyoda Dokutan, dem Oberhaupt des Nanzenji-Tempels in Kyoto, unter dem er sein Koan-Studium beendete. Im Jahr 1922 wurde Harada oberster Priester des Hosshinji in Obama, einem kleinen Sōtō-Tempel, den er zu einem lebendigen Übungszentrum machte. Da er sowohl im Sōtō- als auch im Rinzai-Zen geübt war, bezog er das Koanstudium in seinen Lehren mit ein, was für einen Sōtō-Meister zu jener Zeit ungewöhnlich war. Er entfernte sich noch weiter von den Konventionen seiner Zen-Schule, indem er für seine Schüler eine Reihe von Einführungsvorträgen über die Übung von Zazen schrieb und Laien erlaubte, gemeinsam mit den Mönchen im Hosshinji zu üben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen auch eine Reihe von Ausländern zu ihm, um Anleitung zu erhalten, unter ihnen der deutsche Jesuit Enomiya-Lassalle und der amerikanische Schriftsteller Philip Kapleau.
Haradas bekanntester Nachfolger war Yasutani Haku’un. Da er aus einer armen Familie stammte, wurde Yasutani im Alter von fünf Jahren der Obhut eines Tempels anvertraut. Mit dreizehn Jahren wurde er Sōtō-Mönch, und mit siebzehn offiziell zum Priester geweiht Im Alter von vierzig Jahren holte Yasutani die Erlaubnis ein, sich als Mönch niederzulassen, und gründete im folgenden Jahr eine Dharma-Halle. Dann wurde er zum Missionar für beide Haupttempel der Sōtō-Linie berufen.
Im Alter von 41 Jahren nahm Yasutani 1925 zum ersten Mal an Harada Roshis Sesshin teil. Sein Kensho wurde zwei Jahre später im Hosshinji bestätigt, und er fuhr fort, Harada-Roshis zweimonatliche Sesshins dort zu besuchen, während er an verschiedenen Tempeln als Priester tätig war. 1943, als er 59 Jahre alt war, und fünf Jahre, nachdem er sein Koan-Studium mit Harada Roshi beendet hatte, erhielt Yasutani Roshi die Dharma-Übertragung von ihm.
Im Jahr 1949 begründete Yasutani Roshi die Zazen-Gruppe Haku’un-Kai auf Hokkaido und gab dort 24 Jahre lang Sesshin. 1951 gründete er das Sanbō-Koryū-kai im TaiheijiTempel in Tokyo. „Kyosho“ (engl. Awakening Gong, deutsch etwa: Gong des Erwachens), die Zeitschrift der Gruppe, wurde in diesem Jahr zum ersten Mal herausgegeben, und erscheint heute immer noch als offizielle Informationsschrift des Sanbō-Zen.
Am 8. Januar 1954 wurde Yasutani Roshis Organisation Sanbō Kyodan als unabhängige Zen-buddhistische religiöse Vereinigung rechtlich anerkannt. Wie es schon unter Harada Roshi der Fall gewesen war, befanden sich unter Yasutanis Schülern Laien und nicht-japanische Mitglieder. Er nutzte seine Freiheit als Gründer einer neuen Zen-Schule, Sanbō Kyodan als Laien-Linie mit einer einfachen Struktur zu etablieren.
Yasutani war der Ansicht, Zen-Übende würden davon profitieren, sich sowohl mit der Sōtō als auch der Rinzai-Übung zu befassen
Dem Beispiel von Harada Roshi folgend, betonte er in seinem Lehren Zazen und Koan-Übung mit dem Ziel, Kensho zu erreichen. Er lehrte jedoch auch die Übungen des Atemzählens, das Dem-Atem-Folgen und Shikantaza (nur Sitzen). Das Curriculum des Koan-Studiums im Sanbō-Zen beinhaltet die Sōtō-Texte Shōyōroku (Buch des Gleichmuts), Denkōroku (Die Weitergabe des Lichts) und die Go-i (Fünf Grade) von Dongshan Liangjie (Tōzan Ryōkai), sowie das Mumonkan (Torlose Schranke), Hekiganroku (Schrift von der blauen Felswand) und Koans von Hakuin Zenji, die im Rinzai-Zen verwendet werden. Shikantaza wird im Sanbō-Zen als höchste Art der Zen-Übung angesehen und besonders solchen Schülern empfohlen, die das Koan-Studium mit einem Meister abgeschlossen haben.
Im Jahr 1970 legte Yasutani Roshi sein Amt als Abt des Sanbō Zen nieder und sein Nachfolger wurde Yamada Kō’un Roshi (1907-1989), der zehn Jahre zuvor als einer der ersten Nachfolger Haku’un Roshis ernannt worden war. Yamada war Geschäftsmann mit Familie und blieb Laie, er pendelte täglich zur Arbeit nach Tokyo, während er die zusätzliche Verantwortung eines Zen-Meisters auf sich nahm. Mit der Ermutigung und Unterstützung seiner Ehefrau, Dr. Kazue Yamada, baute er auf dem Familiengrundstück in Kamakura das kleine San’un (Drei Wolken) Zendo; es ist bis zum heutigen Tag die Haupt-Übungshalle des Sanbō Zen. Kō’un Roshi sprach Englisch und führte die von Harada Dai’un Roshi begonnene Tradition fort, das Dharma mit allen Suchenden guten Willens zu teilen, und nahm Menschen aus anderen Nationen und mit anderem religiösen Hintergrund, die zu ihm kamen und um Anleitung baten, als Schüler an. Unter ihnen waren hoch motivierte christliche Pastoren, Priester und Nonnen, von denen einige später von ihm die Erlaubnis erhielten, andere in der Zen-Übung anzuleiten. Kō’un Roshi sprach und schrieb oft über seinen Wunsch, anderen Menschen überall auf der Welt zu helfen, durch die Zen-Übung ihren „gemeinsamen Grund“ zu erfahren, die Wesensnatur. Er war der Ansicht, dass jeder Mensch Zen praktizieren könne, und dass dies der wahre Weg sei, dauerhaften Frieden auf der Welt zu erlangen.
Der dritte Abt des Sanbō-Zen, Kubota Ji’un Roshi (1932 ) war früher Geschäftsmann, und hatte im Westen gelebt und gearbeitet. Er begann als Teenager mit der Zen-Übung, nachdem sein Bruder in jungen Jahren gestorben war, übte sowohl unter Haku’un Roshi als auch unter Kō’un Roshi und erhielt schließlich von beiden die Dharma-Übertragung. Nach Kō’un Roshis Tod im Jahre 1989 wurde Kubota Roshi Oberhaupt des Sanbō Zen, war 15 Jahre lang Abt und vertrat weiter die Schwerpunkte der Schule: Zen-Übung, Koan-Studium, und das Erreichen der Erleuchtung.
Im Jahr 2000 veröffentlichte Kubota Roshi als Abt des Sanbō Zen im Kyosho eine Entschuldigung für Yasutani Roshis wiederholte Unterstützung des Japanischen Militärs im Zweiten Weltkrieg und seine Äußerungen von rechtem, antisemitischem Gedankengut, sowohl während als auch nach dem Krieg. Nachdem er viele Jahre in Tokyo und Deutschland Zen gelehrt hatte, zog sich Kubota Roshi 2014 aufgrund seines fortgeschrittenen Alters von allen offiziellen Lehraktivitäten des Sanbō Zen zurück.
Der derzeitige Abt des Sanbō Zen ist Yamada Ryo’un Roshi (1940 -), der neben seinen Pflichten als Oberhaupt der Zen-Schule als Geschäftsmann arbeitet. Ryo’un Roshi begann im Alter von sechzehn Jahren mit der Zen-Übung unter Yasutani Roshi, als sein Vater – der später Kō’un Roshi wurde – ebenfalls Yasutanis Schüler war. Nach Yasutanis Rücktritt führte er seine Zen-Übung unter Anleitung seines Vaters fort und erhielt die Dharma-Übertragung von ihm. Im Jahre 2004 trat Ryo’un Roshi die Nachfolge von Kubota Roshi als Abt an. Er reist häufig zu Sanbō Zen-Zentren überall auf der Welt, um Sesshins zu halten und die Verbreitung des Dharma fortzusetzen, das er durch die Lehren von Harada Roshi und Yasutani Roshi erhalten hat, und das zuvor von Yamada Kō’un Roshi und Kubota Ji’un Roshi weitergetragen wurde.
Im Sanbō Zen stehen zwei Dinge im Mittelpunkt: die eigentliche Zazen-Übung, und eine klare Kensho- oder Erleuchtungs-Erfahrung, die dann durch weiteres Zazen und Koan-Studium mit einem Lehrer weiter vertieft und intensiviert werden kann. Die Schule legt weniger Wert auf Rituale und die traditionellen Formen der klösterlichen Zen-Übung, was wiederum zu ihrer Geschichte und Identität als Zen-Linie passt, die nicht nur Laien-Übenden, sondern auch Menschen jeglicher oder keiner religiösen Zugehörigkeit offen steht.
Wenn Sanbō Zen in Japan auch eine kleine Zen-Schule ist, hat sie doch durch die Pionierarbeit ihrer Äbte weit darüber hinaus Einfluss in Europa, Nordamerika, den Philippinen, Australien und Singapur gewonnen. In den 1960er Jahren reiste Yasutani Roshi siebenmal in die Vereinigten Staaten um Sesshin abzuhalten und Dharma-Vorträge zu halten. Zu seinen Lebzeiten lehrte auch Yamada im Ausland und ermächtigte etwa ein Dutzend westliche Ausländer, Zen zu lehren; diese haben inzwischen in fünfzehn verschiedenen Ländern eine neue Generation westlicher Lehrer ausgebildet, von denen alle auch von späteren Äbten der Organisation als Lehrer ermächtigt wurden. Innerhalb der Organisation gibt es weltweit etwa 3000 Schüler. Zusätzlich stammen mehrere Zen-Linien auf anderen Kontinenten vom Sanbō Zen ab, so wie die Diamond Sangha und die White Plum Asanga in Nordamerika und Australien, und die Willigis-Jäger-Linie in Deutschland. Heute befindet sich Sanbō Zen in einem Restrukturierungsprozess, um die internationale Dimension seiner Aktivitäten zu fördern.

Joan Rieck

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